Nachruf für Dr. Michael Hirsch

Michael Hirsch wurde am 2. April 1952 als jüngstes von 3 Kindern in Linz geboren. In den ersten 6 Jahren lebte die Familie in der sehr großen Wohnung der Großmutter und zog dann in eine eigene Wohnung um. Als Michael etwa 10 Jahre alt war, starb sein Vater.

Von 1958 bis 1962 besuchte Michael die Volksschule und trat danach ins Gymnasium in der Fadingerstraße über, wo er auch seine Matura ablegte. Danach begann er, in Innsbruck Medizin zu studieren, wechselte aber nach 2 Jahren an die Universität Wien. Dort sah er erstmals ein Plakat, das einen anthroposophischen Ärztevortrag ankündigte, wodurch sein Interesse für die Anthroposophie geweckt wurde. Ursprünglich wollte er Zahnarzt werden, bekam aber keinen Ausbildungsplatz in dieser Fachrichtung. So promovierte er zum Doktor der Allgemeinmedizin und wurde praktischer Arzt.

Zum Zeitpunkt seiner Promotion hatte er mit seiner Frau Gertraud bereits einen Sohn und bald danach eine Tochter, die an einer schweren Krankheit litt. Da sie vom schulmedizinischen Standpunkt aus gesehen nur eine geringe Lebenserwartung hatte, suchte Michael alternativ-medizinische Möglichkeiten, ihr zu helfen und fand diese vor allem in der Homöopathie, der anthroposophischen Medizin und der Chirophonetik und bekam dadurch einen tiefen Einblick in das Wesen des Menschen. – Von 1988 bis 2017 wirkte Michael als praktischer Arzt in seiner eigenen Ordination. Er nahm sich viel Zeit für jeden einzelnen Patienten, machte nachmittags Hausbesuche und zu Beginn seiner selbständigen Tätigkeit auch Nachtdienste. Er hörte jedem Ratsuchenden sehr aufmerksam zu und half, wo immer er konnte. Es gab Menschen, die aus anderen Teilen Österreichs eigens zu ihm nach Linz kamen.

Am Zweigleben nahm Michael teil, so oft es seine anstrengende berufliche Tätigkeit und die Erfordernisse seiner immer mehr wachsenden Familie – er hatte insgesamt 6 Kinder -, zuließ.

Er trat dann auch in die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft ein und wurde bald Klassenvermittler. 2018 wurde er Mitglied im kollegialen Vorstand des Johannes Kepler-Zweiges Linz und übernahm in dieser Funktion auch zahlreiche Agenden. Die Zusammenarbeit mit ihm war sehr harmonisch. Ihm war die gemeinsame Gestaltung des Zweiglebens sehr wichtig; er legte großen Wert darauf, die sich ergebenden Fragen im Vorstandskollegium gemeinsam zu bewegen und anstehende Probleme gemeinsam zu behandeln und zu lösen – mit dem nötigen Ernst, aber auch mit Humor.

Aufgrund seiner ärztlichen Tätigkeit kannte Michael viele Menschen und konnte durch sein einnehmendes Wesen in einigen von ihnen das Interesse für die Anthroposophie wecken, so dass sie auch in unserren Zweig kamen; und einige Menschen, die schon seit längerer Zeit dem Zweigleben ferngeblieben waren, kehrten durch die Begegnung mit ihm wieder in den Zweig zurück.

Wie als Arzt, so half er auch allen Menschen in und um unseren Zweig herum, indem er ihnen mit seinem Rat beistand, blinden Mitgliedern anthroposophische Literatur vorlas und sie mit ihnen besprach, oder einige Menschen mitunter auch materiell unterstützte.

Außerdem war Michael ein großer Kunstliebhaber. Vor allem liebte er klassische Musik und spielte auch selber Klavier. Wenn er zu Festeszeiten im Zweig Klavier spielte, dann schwangen dabei immer Wärme und Innigkeit mit.

So haben wir in Dr. Michael Hirsch einen treuen Freund, Weggefährten und Vorstandskollegen verloren, der mit Wärme, Humor und großer Menschlichkeit in unserem Zweig gewirkt und sich selbstlos in den Dienst unserer Gemeinschaft gestellt hat.

In tiefer Dankbarkeit

im Namen des Vorstandskollegiums des Johannes Kepler-Zweiges Linz

Karin Seidling

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