Text: Barbara Chaloupek. Es ist ein Rätsel um potenzierte Heilmittel und bio-dynamische Präparate: Wie kann etwas wirken, wenn nur ganz wenig Substanz beteiligt ist? Neues in Sachen Nachweisbarkeit.
„Da kommen Leute auf den Hof und fragen – wie macht ihr das?“ Karl Tress, Demeter-Pionier aus Deutschland bringt im Gespräch bei der Fahrt des Kulturgutexpresses (zu sehen im Film „Samen in die Herzen säen“ ) einen der Hinkefüße auf den Punkt, wenn man bio-dynamisch arbeitet: Wie erkläre ich das, was spürbar die Realität verändert? Wie kann eine kleine Menge Substanz – ein Kuhhorn auf einen Hektar, oder bei der Anwendung im Hausgarten fünf Gramm auf 1000 m2 – etwas bewirken?
Sein Beispiel: „Wenn ich zum Nachbarn geh und sag: Du Sauhund. Dann schlägt mich der ins Gesicht!“ Meine Phantasie führt mich in ein Drama: Wie sich die Höfe zerstreiten, ein Riss durch den ganzen Ort geht, vielleicht bricht das Abholsystem der Produkte zusammen, weil auf einmal gegeneinander und nicht miteinander agiert wird, Konkurse sind die Folge … . So schlimm wird es in Wirklichkeit vielleicht nicht sein, aber große Wirkung gibt es jedenfalls! Tress mit unschuldigem Blick: „Aber was hab ich denn getan? Ich hab nur sieben Buchstaben verwendet.“
Messbarkeit so klein ich will
Wenn mir jemand sagt „Homöopathie kann nicht funktionieren, da ist ja keine Substanz mehr drinnen“ erzähle ich oft von mit Nebennierenrinden-Prozessen: Landläufig heisst es, homöopathische verarbeitete Substanzen über D 12 sind nicht mehr messbar und damit Humbug. Tatsächlich weiß man in der Schulmedizin um den dramatischen Einfluss auf den Menschen und seine Gesundheit von Stoffen, die in der Nebenniere produziert werden und (Vorläufer der körpereigenen Corteoide) die stofflich noch weit geringer als in einer Potenz D 60 sind. Und man kann sie messen!
Die Messbarkeit als Kriterium ist also eine Grenze, die sich – wenn ich schon glaube, ohne Steigbilder und ähnliche bildgebende Verfahren auskommen zu müssen – schon sehr verschoben hat. Ich frage bei einem TU-Absolventen nach, was der Stand der Technik ist. Er berichtet von seinem Abschlussprojekt, Abwassermessungen. Dabei ging es darum, Giftstoffe in Wasser als Parts per Billion aufzuspüren: Also 1 Teilchen auf 1.000.000.000 andere.
„Wenn Du also vier Gramm Substanz auf 20 Liter Wasser in Deinen Rührkübel gibst – dann ist das in Wirklichkeit viel!“- sagt der Umwelttechniker. Damit bin ich bei 1 : 5.000. „ Da könnten noch sechs Nullen mehr sein und es wär immer noch kein Problem, sie nachzuweisen“, seine freundliche Antwort. Wobei: Grundsätzlich ließen sich auch noch kleinere Mengen finden, wenn ich die Versuchsanordnung verändere: „Du kannst ja da das ganze Meer durchschicken, um ein Teilchen zu finden….“
Parts per Billion – gefunden und wirksam. Wie steht es nun um die Wirksamkeit?
Es gibt Gifte, die in so geringer Lösung tödlich sind – wobei es schon darauf ankommt, wieviel der Organismus dann davon aufnimmt. Für die heilende, lebensbedingende Wirkung kleinster Mengen im Körper gibt es ein besseres Beispiel, das wir alle kennen: Vitamine.
Der Tagesbedarf für Vitamin B 12 *) liegt zwischen 1 und 3µg (sprich: Mikrogramm). Das ist 1 Millionstel Gramm = 10 hoch −6 g, und das für einen erwachsenen Menschen. Wenn ich mir dazu (der Einfachheit halber, nicht weil mein Schatz soviel wiegt) einen Mann mit 100 Kilo vorstelle dann bin ich bei 1: 100.000.000.000 Das sind 11 Nullen! Ein Wollfutzerl auf seiner Hand muss mehr sein….
Auch bei den Vitaminen ist es so, dass „einfach einwerfen“ nicht reicht: Vitamin A braucht Öl, Vitamin D Sonnenlicht, Vitamin B 12 eine von der Magenschleimhaut ausgeschiedenen Substanz, damit der Körper etwas damit anfangen kann. Beim Dynamisieren ist es die Bewegung, das Rühren und Verwirbeln, das dem angereicherten Wasser Körper, Wirksamkeit verleiht.
Für Zweifler: Einmal Majonäse bitte
„Rühren – was soll denn das schon ausmachen“, bekrittelt mein Lieblings-Zweifler in der Familie. Die Antwort kommt vom Opa: „Na, hast Du schon einmal Majonäse gemacht? Schütte doch auf einmal alles zusammen und schau was passiert!“ Meine Phantasie geht diesmal auf den Magen: Einerseits das Ungenießbares mit suppiger Konsistenz – andererseits der schöne feste gelbe Klecks, bei mir bevorzugt auf Ei oder zum Vogerlsalat … .
Wenn wir schon am Beispiel Küche sind: Unsere Großtante war blind, trotzdem konnte sie kochen. Sie hat am Duft erkannt, ob etwas fertig ist oder nicht. Es gibt diesen Moment, wo die Wärme – und sicher auch das Umrühren! – die Lebensmittel dazu geführt hat, ihr Aroma frei zu geben. Lebensmittel, die ich vorher vielleicht gar nicht oder nur schwerer hätte verdauen, kann der Körper erst dann aufnehmen, umwandeln, verwenden zu können.
Das Rühren der bio-dynamischen Präparate 500 (Mist im Kuhhorn) und 501 (Bergkristall im Kuhhorn) dauert eine Stunde. Sitz ich also vor meinem Kübel und rühre dann bereite ich meinen Pflanzen, aber auch der Erde und allen Wesen, die damit in Verbindung stehen, etwas zu. Etwas, das sie auch „verdauen“ – annehmen, verwandeln, verwenden können. Ich verwende mit den Präparaten 502-506, mit denen der Kompost geimpft wird, Substanzen, an denen schon viele Kräfte gearbeitet haben: Da musste etwas wachsen (Brennnessel, Kamille, Eichenrinde, Schafgarbe), gesammelt werden, eingefüllt, durch die Erde gehen. Bei uns im Gartenkreis sind diese Präparate mit den Planetenzeichen versehen und das ist ein weiteres „Hallo-Wach“ für mich, für die Größe, den Gesamtzusammenhang in den ich mich mit meinen Bemühungen stelle.
Ausprobieren, beobachten, unvoreingenommen recherchieren
Die Majonäse, die Vitamine – davon erzähle ich Menschen, die Wissenschaftlichkeit auf diese Art brauchen. Wer mich auf Planetenkräfte anspricht, dem rate ich es, auszuprobieren: Saatkalender her, Radieschen aussähen, Du wirst einen Unterschied merken. Oder mäh die Hälfte des Gartens nur noch an Blatttagen – Du wirst viel öfter an die Arbeit müssen.
Gerne berichte ich von der höheren Wurzeldichte, die sich im Versuch bei der Verwendung bio-dynamischer Präparate gezeigt hat und dass sich das in unserem Garten bestätigt: Lehmiger Boden, schattig, ständig wird durchgetrampelt – das war ein reines Gatschfeld, bis ich mit den Präparaten und Rasenmähen an bestimmten Tagen begonnen habe.
Und da gibt es noch die eigenen Wahrnehmungen: Am Tag, nachdem ich 500er ausgebracht habe, sind die Farben intensiver. Und wenn sich der Trichter bildet, während des Rührprozesses, was gäbe es da noch alles darüber zu erzählen….
Der frisch gebackene TU-Absolvent ruft mich nochmals an und bringt mich wieder auf den Boden der Wissenschaftlichkeit zurück: Ich habe ihn ja nur um die Lösung im Wasser gefragt, aber es geht doch darum, wieviel nimmt die Pflanze auf? Hm, die wenigen Tröpfchen, die tatsächlich bei den Wurzeln landen … Andererseits gehen die in Kommunikation mit Wasser und davon wälzt so ein Pflänzlein ziemlich viel am Tag um, ein Strauch oder Baum gar eimerweise.
Ich versuche es wieder mit „harten Fakten“ und suche im Internet nach ppm, Boden und Gift und Pflanze. Und finde auf wissenschaft.de Verhältnisangaben beim Artikel: „Pflanze saugt Umweltgift Arsen aus Böden“ auf. Da stieg bei Farnen, die auf künstlich mit 1.500 ppm Arsen verunreinigten Böden gesetzt worden waren, der Arsengehalt in den Blättern innerhalb von nur zwei Wochen von 30 auf 15.800 ppm Arsen an. Das ist eine Vermehrung in der Pflanze um das 526 fache, auf mehr als das zehnfache der Konzentration im Boden. Die Pflanze wird nun zur Bodenreinigung eingesetzt.
Unglaublich, was Pflanzen können … Und was der Mensch kann, wenn er sich mit allen seinen bewussten Kräften auf die wunderbare Wechselwirkung, das Geben und Nehmen können der Pflanzen einlässt.