Der „Esche“ und sein Demeter-Laden in Wien-Mauer war eine Institution –
im Jänner hat er zugesperrt.
Text: Roman David-Freihsl.
Es war eine Gruppe idealistischer Anthroposophen, die 1978 den Naturkostladen neben der Rudolf-Steiner-Schule in Wien-Mauer eröffneten – sie nannten es Demeterhaus. Vier Jahre später musste der Idealismus professionalisiert werden und Gerti und Willi Rosen übernahmen den Laden – den sie unter neuem Namen weiterführten: Aus guter Erde. 1998 übernahmen schließlich Hanna und Erwin Schörghofer, den alle nur als Esche kennen, das Geschäft – und seither hieß es „aus gutem grund“.
Inzwischen sind der Bioladen und der Esche längst eine Institution, nicht nur in Mauer, sondern in der gesamten Bio-Szene. 2018 feiert der Laden also sein 40-jähriges Bestehen und 20 Jahre Esche – und sperrt zu. Ab dem Frühjahr des nächsten Jahres soll auf dem Schulgrundstück ein ambitioniertes Neubauprojekt starten – und Esche wird sich in den Ruhestand zurückziehen.
Und das ist nicht nur für die treue Kundschaft ein mehr als herber Verlust. Denn aus gutem grund war und ist weit mehr als ein Bioladen: Esche war es gelungen, auf kleinstem Raum ein Vollsortiment von insgesamt 2500 Artikeln anzubieten und das ausgesprochen erfolgreich. Nicht nur Biolebensmittel, sondern auch Kosmetika und Reinigungsmittel aus biologischer Produktion.
Entscheidend dabei war, dass die Linie des ursprünglichen Namens beibehalten wurde: Wo immer es ging, wurden Lebensmittel in Demeterqualität angeboten. Im Sortiment finden sich rund 500 Produkte von mehr als 80 Demeterproduzenten. Viele davon gibt es nur im guten grund zu kaufen. Das gilt für griechisches und portugiesisches Olivenöl, das direkt importiert wird, vor allem aber für viele Produkte der 25 österreichischen Demeterhöfe, die man in anderen Geschäften meist vergeblich sucht: Die Demeter-Rohmilch der Familie Hirsch, das Getreide- und Kartoffelangebot der Familie Hobiger, die Lichtwurzelprodukte von Iris Empl und Herbert Habeler um drei Beispiele zu nennen. Als vor einigen Jahren ein denn`s Biosupermarkt ums Eck eröffnete, begann im guten grund gerade ein neues Kooperationsprojekt: Demetergärtner Nikolaus Kramer startete im Klostergarten in Laab ein Gemüseanbauprojekt. Höchste Qualität und unübertreffliche Regionalität. Dass es sich dabei auch um ein Ausbildungsprogramm für Jugendliche handelt, wissen die KundInnen zu schätzen.
Dazu kommt, dass Esche in seinem „Vorleben“ einer der besten Kommunaljournalisten in Wien war – und das Recherchieren hat er nie verlernt: Sein Produkt- und Branchenwissen ist schlicht enorm. „Wenn der Esche etwas sagt, hören alle zu“, sagte Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann einmal am Rande eines Interviews. Was die Zuhörer dabei zu hören bekamen, war allerdings auch nicht immer zu ihrer Freude: Denn Esche Schörghofer war und ist ein schonungslos ehrlicher und kritischer Geist.
2018 wird die Waldorf Schule in der Endresstraße 113 neu gebaut, die Grundfläche des Demeterhauses wird als Baustellenzufahrt gebraucht. Deshalb wird der gute grund am 27. Jänner 2018 geschlossen. Der Neubau der Rudolf-Steiner-Schule soll rund eineinhalb Jahre nach Baubeginn fertig sein. Einen Bioladen soll es dann auch wieder geben. Das, was die anthroposophischen Pioniere, Willi Rosen und Esche Schörghofer über vier Jahrzehnte aufgebaut und gepflegt haben, wird dann hoffentlich seine Fortsetzung finden.