Text und Fotos: Willi Grass, Wien
Aus sieben Ländern kamen die Teilnehmer in den Geburtsort Rudolf Steiners, um sich über das Thema „Anthroposophie, ein Kulturimpuls der Zukunft“ auszutauschen.
Im „Centar Dr. Rudolfa Steinera“ wurden wir von Dijana Posavec, Direktorin des Zentrums und in Kraljevec für alle Fragen rund um Rudolf Steiner zuständig, freundlich begrüßt, wobei sie in lebendiger Art und Weise schöne Bilder ihrer diesbezüglichen Tätigkeit für Kraljevec und Kroatien entfaltete.
Blick in den Saal des Centar Rudolfa SteineraStiegenhaus des Centar Rudolfa Steinera
Gerhard Stocker von der deutschen Landesgesellschaft stimmte uns auf das Thema ein, was eine michaelische Begegnungskultur in Krisenzeiten für uns bedeuten könnte?
Tom Tritschel, ebenfalls von der deutschen Landesgesellschaft, griff am ersten Abend das Thema Ost – West auf, erinnerte an den Ost- West Kongress in Wien 1922 vor mehr als 100 Jahren. Die Charakterisierung Rudolf Steiners in den Aphorismen, dass der Ostmensch die Sinneswelt als Maja, Illusion erlebe, der Westmensch umgekehrt, die geistige Welt als Maja, ruft heute die Frage hervor, ob das 100 Jahre später noch immer so sei. Hat nicht der Materialismus die gesamte Menschheit dahin gebracht, dass sie nur noch in der Sinneswelt eine Wirklichkeit erkennen kann? Das mag wohl äußerlich so sein, tiefer geschaut haben wir es doch noch mit diesen Gegensätzen zu tun. Diese zu gegenwärtigen und zugleich einem Ausgleich nahe zu bringen, kann als Aufgabe einer michaelischen Begegnungskultur aufgefasst werden.
Am nächsten Tag hat uns Olga Kranich, eine aus Russland stammende Musikerin, auf neue Wege der Musik aufmerksam gemacht. Die Musikentwicklung ist noch nicht abgeschlossen, nach Hinweisen Rudolf Steiners kann der einzelne Ton noch „entwickelt“ werden. Übend konnten wir selbst Anfänge dieser neuen Kunst erleben.
Tomaz Biffio, ein Künstler aus Slowenien, brachte uns mit den Kulturimpulsen und spirituellen Kräften der Gegenwart in Berührung. Marina Abramovic, weltweit anerkannte serbische Performance Künstlerin, stand im Mittelpunkt seiner Betrachtungen. In ihren Kunstaktionen weist sie auf menschliche Abgründe hin, die zu überwinden eine neue Kraft erfordert. Zudem hatte er zwei Installationen mitgebracht, die sehr schön die Suche nach der Mitte ins Bild setzten.
Natürlich wurde auch das Geburtshaus Rudolf Steiners besucht. Herzlich wurden wir von den Eigentümern, der Familie Tisaj empfangen, und ich durfte über die Restaurierung dieses Kleinodes, die ich zusammen mit Christian von Wistinghausen Anfang 2000 begleitete, berichten. Weiters konnte ich über die Entstehung und Verwirklichung des Rudolf Steiner Zentrums erzählen, an dem ich auch als Architekt mitgearbeitet hatte.
In meinem Abendvortrag ging es dann vom Brand des ersten Goetheanums, das jetzt, so Rudolf Steiner, Ostern 1924, „… eine Sache des weiten Äthers (ist), in dem geisterfüllte Weisheit der Welt lebt. Es ist hinausgetragen worden, und wir dürfen uns von den Goetheanum Impulsen als aus dem Kosmos hereinkommend durchdringen lassen“, bis zu den Rhythmen des Grundsteinspruches, die uns helfen, die moralische Technik zu entwickeln, diese Goetheanum Impulse für uns heute nutzbar zu machen. Der mittlere Rhythmus vom Samstag, den 29. 12. 1923, bringt das auch in Bezug auf unser Tagungsthema schön zum Ausdruck. „Lasset vom Osten befeuern, was durch den Westen sich gestaltet.“ Dies am Geburtsort Rudolf Steiners aussprechen zu dürfen, war mir eine Freude.
Zum Abschluss wurde noch von allen Teilnehmern der Wunsch ausgesprochen, dieser Tagung im nächsten Jahr – 2024, eine Fortsetzung folgen zu lassen.
Die weitere Vertiefung der bearbeiteten Themen, vor allem die Ost- West- Problematik, soll angestrebt werden.
Zum Organisatorischen:
Das Rudolf Steiner Zentrum eignet sich für Tagungen von bis zu 50 Personen sehr gut. Eine schöne Küche für kleine Speisen steht den Teilnehmern zur Verfügung.
Das Hotel Kral bietet günstig Unterkunft mit Halb- oder Vollpension.
Kraljevec bedeutet übrigens Königssitz.
Kontaktperson für Tagungen ist die Direktorin Dijana Posavec: info@centar-rudolf-steiner.com Dijana spricht englisch und ihre Mitarbeiterinnen auch deutsch!