Text: Ute Golth, Salzburg
„Dich wirret Geliebte die tausendfältige Mischung diese Blumengewühls über dem Garten umher …“
So beginnt J. W. v. Goethe sein Gedicht „Die Metamorphose der Pflanze“. Liebevoll führt er unsere unbedarfte Seele unmittelbar in die Schönheit, aber auch verwirrende Vielfalt der pflanzlichen Natur. Wir sollen selbst „Werdende“ sein, indem wir dazu übergehen, eine Erkenntnis des Pflanzenwesens zu erstreben. Das rhythmisch Atmende seiner Gesamtgestalt, das sich in einem Nacheinander offenbart, zeigt dem rein physisch-sinnlichen Blick dabei immer nur die jeweils momentane Entwicklungsstufe. Der goetheanistisch beobachtende Mensch erst kann das ganze Geheimnis enthüllen, indem er alle Zeitgestalten innerlich zusammenführt und so dem Wesen des Lebendigen nahekommt. Eine solche liebevolle und beziehungsstiftende Naturforschung tut not. Er wird die fortgeschrittene Zerstörung der Natur eher bemerken und daraus Impulse für ihren Schutz und ihre Pflege gewinnen. Denn es gibt Anlass zu ernster Sorge: Was als Waldsterben erstmals vor 50 Jahren ins Bewusstsein der Menschen trat, findet seine Verstärkung insbesondere seit dem Jahr 2004 im sogenannten Baumsterben. Man macht den Klimawandel dafür verantwortlich. Die Einwirkung elektromagnetischer Felder auf die Gesundheit von Pflanzen bleibt in der Diskussion dazu meist unerwähnt. Auf diesem Gebiet wurden bereits im Jahre 1746 erste Versuche mit Reibungselektrizität an Pflanzen gemacht. Wenn man diese elektrisch beeinflusste keimten sie vorzeitig und sprossten schneller, aber nicht immer. Sie waren dünner und schwächer. 1775 entdeckte man, dass Pflanzen atmos-phärische (kosmische) Feldstrahlung zum Leben brauchen. 1890 baute man einen Mast mit Eisenstäben und verstärkte mit diesem die natürliche Elektrizität. Dadurch kam es zu spektakulärer Verbesserung der Ernte in Menge und Qualität. Der in Camebridge ausgebildete Prof. Sir Jagadish Chandra Bose, ein Genie in Physik und Botanik, entwickelte in den 1920er Jahren Präzisionsmessgeräte die Bewegungen von Pflanzen 100 millionenfach vergrößert zeigen und automatisch aufzeichnen konnten. Er lokalisierte und sezierte ihre Nerven und entdeckte pulsierende Zellen mit elektrischen Eigenschaften im Stängel die für das Pumpen des Saftes verantwortlich sind. Er selbst erfand die Übertragung durch Radiowellen und stellte deren Auswirkungen und jene der Elektrizität auf Pflanzen dar. Dabei konnte die Wirkung auf das Wachstum je nach Stärke des Stroms genau entgegengesetzt sein. Pflanzennerven reagieren auf allergeringste Stromstärken. Durch Veränderung von Stärke und Richtung des angelegten Stroms war das Leitvermögen der pflanzlichen Nerven nach Belieben steuerbar. Nach Ausschalten des Stromes blieben die Nerven noch eine Weile überempfindlich. Maximales Wachstum erzielten 50 Pikoampere (1 Billionstel Ampere) bei nur 1 Sekunde Einwirkung am Tag. Längere Zeiten führten zu Wachstumsverringerungen. Bereits 1/10 Mikroampere wirkten immer schädlich. Die Forschungen im 20. Und 21. Jhdt. bestätigten und erweiterten diese Erkenntnisse. Beispielsweise wies man nach, dass Ultrakurzwellen bei nur 15minütiger Exposition mit 6000 Mikrowatt (das ist weit unter dem geltenden Schutzwert von 2 000 000 Mikrowatt) Mutationen bei Pflanzen auslösen können. Eine Metastudie im Jahre 2012 über die Auswirkungen von EMF (elektromagnetische Felder) auf Lebewesen fand in 593 von 1000 Studien negative Auswirkungen. Eine Übersichtsarbeit von 113 Studien zeigte in 75 % signifikant negative Einflüsse auf Pflanzen. Die Schadensbilder an Bäumen werden deutlich durch Verlichtung der Kronen, Braunverfärbung der Blätter, vorzeitigen Laubabwurf etc. (www.boomaantastingen.nl). Blätter und Nadeln absorbieren die Strahlung sehr stark. Daher dringt sie meist nur 2m tief in die Baumkrone ein. Ab da ist sie so schwach, dass sie nicht mehr schadet. Nur jener Teil, der einem Funkmast zugewendet ist stirbt in den ersten Jahren ab. Wenn dort keine Blätter mehr vorhanden sind, frisst sich die Schädigung Jahr für Jahr weiter, bis der Baum tot ist. Geschädigte Bäume haben teils Kronen, die grün und teils abgestorben sind. Hochhäuser und Hausmauern schützen manchmal Partien der Krone, wobei auch hier nur der angestrahlte Teil abstirbt. Für Menschen, die sich der Not der Bäume annehmen wollen, stellt die Vereinigung diagnose:funk einen „Baumbeobach-tungsleitfaden“ als download (Link tinyurl.com/m7uhygz) zur Verfügung und lädt zur begleitenden Dokumentation belasteter Bäume ein.
Die obigen Ausführungen sollen zeigen, wie notwendig eine goetheanistische Schulung der Naturbetrachtung ist, denn sowohl natürliche als auch die heutigen künstlichen EMF sind unsichtbar oder zumeist nicht sinnlich wahrnehmbar, können sich aber in ihren Auswirkungen zeigen. Das Wesen einer konkreten Pflanze erforschen, ihr die Ehre erweisen sie genau kennenlernen zu wollen, führt zu Staunen und Ehrfurcht vor der Weisheit und Schönheit der Natur. Denn „…es gehört zur menschlichen Seelenentwicklung, so sonderbar es klingt, dass wir ein Haferkorn von einem Weizenkorn unterscheiden können … die Pflanzenwelt braucht der Mensch …“ (Rudolf Steiner 31.4.1910). So ist zu hoffen, dass immer mehr Menschen einen das Leben nicht schädigenden, sondern fördernden Umgang mit der Schöpfung pflegen werden (dazu gehört z.B. die Nutzung von LAN-Kabel statt Mobilfunk) – aus Erkenntnis des Pflanzenwesens und aus Liebe zur Natur!
Hinweis: Künstlerisch – Goetheanistisches Baumseminar „Die Eiche und der Mars“ vom 23.-29.Juli 2022, Tel: 06235 – 20255
Quellenangaben: Bitte anfragen unter utegolth@protonmail.com